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Zurück Erstellt von Jahn Niemeyer

Individuelle Software vs. „was man halt so findet“

Auf der Suche nach dem richtigen Kleidungsstück

Es ist Samstag und ich habe Zeit. Im Kleiderschrank ist „tote Hose“ und ich bekomme Lust auf neue Klamotten. Voller Elan begebe ich mich in die Stadt und streife auf der Suche nach einer neuen Hose durch die Geschäfte. Ich finde einige, die in Frage kommen und gehe zur Umkleide – mit dem Ergebnis: Die erste ist zu kurz, die zweite zu lang. Die dritte passt ganz gut, nur die Farbe ist doch nicht so schön. So geht es mir öfter und ich frage mich zwischendurch, wem die überhaupt passen sollen? Ohne neue Hose und mit neuem T-Shirt in der Einkaufstasche komme ich zurück nach Hause. So geht es bestimmt uns allen zwischendurch einmal.

Was hat das mit Software zu tun? Eine ganze Menge! Ersetzen wir oben die Kleidungsstücke einfach mit Software und die Geschichte schreibt sich ähnlich: Ich brauche eine Software, die meine Anforderungen erfüllt, ich schaue mir verschiedene an und probiere einige aus. Die eine erfüllt nicht alle Ansprüche, die andere schmeißt mit Features nur so um sich. Am Ende nehme ich das, was am besten funktioniert, nur bietet das wiederum keine Schnittstellen an. So sitze ich da und übertrage alle meine Daten per Hand in die neue Software und merke – da fehlt immer noch etwas! Richtig, die Beine frieren, weil ich nur ein T-Shirt gekauft habe. Das T-Shirt lässt sich zwar vom Hersteller oder einer anderen Firma anpassen, nur wird aus dem T-Shirt gar nur eine kurze Hose.

Sicher, das T-Shirt war jetzt nicht so teuer wie eine ganze Hose – aber es ist eben auch keine Hose. Analog verhält es sich mit Software. Ich nehme das, was gut funktioniert, in etwa zu meinen Anforderungen passt, und dabei nicht ganz so kostspielig ist. Und sollte ich doch noch mehr brauchen, lasse ich mir eben weitere Funktionen dazu entwickeln – oder ich verbiege mich selbst und meine (etablierten) Prozesse.
Verstehen wir uns nicht falsch, wir entwickeln uns selbst, die Dinge, die wir tun und wie wir sie tun, ständig weiter. Das muss nichts Falsches sein. Auch ein Softwarewechsel kann frischen Wind bringen und Fallstricke in etablierten Prozessen lösen. Wir wissen, dass das nicht immer möglich ist – oder gar nicht gewünscht ist. Und damit sind wir wieder bei der angepassten Software.

In der Regel sind Anpassungen möglich und müssen entsprechend bezahlt werden. Doch bei der Entwicklung von Anpassungen, Erweiterungen und Plugins bleibt es nicht – es kommt noch ein ganzer Haufen Support dazu, der ebenfalls entsprechend bezahlt werden will.

Kurz zurück zu unserer Analogie: Die erste Hose ist zu kurz, die zweite zu lang, usw. Im Überangebot verschiedener Möglichkeiten geht meist das Individuelle unter: Anstatt den T-Shirt-Kompromiss einzugehen, können wir auch einen Schneider nach einer Maßanfertigung fragen. Und damit ist auch der Bogen zu individueller Software gespannt.

Individuelle Software ist auf unsere Anforderungen maßgeschneidert. Wir müssen keine Kompromisse eingehen, die Software ist auf unsere eigenen Prozesse angepasst und ist nicht mit Funktionen überladen, die wir nicht brauchen. Sicher hat eine solche Software ihren Preis, doch meist genügt ein Anruf oder eine E-Mail, um eine Anpassung daran auf den Weg zu bringen. Letztlich zahlen wir nur das, was wir auch haben möchten – und eben kein T-Shirt anstatt einer Hose.

Wenn wir also den Vergleich zwischen gekaufter Standardsoftware plus individuelle Anpassungen einerseits und einer Neuentwicklung andererseits ziehen, ist ein Kostenunterschied wahrscheinlich nicht mehr gegeben. Individuelle Software ist nicht immer der heilige Gral, doch kann sie eine echte Alternative darstellen. Schrecken wir nicht weiter davor zurück, für eine Maßanfertigung zum Schneider zu gehen, nur weil wir denken, dass der Preis sowieso zu hoch sein wird. Einen Versuch ist es sicher wert, einen Blick über den Tellerrand der Standardsoftware zu werfen!

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